Gladiolen - Die Blumen der Gladiatoren
Auch wenn die Gladiolen-Saison bereits so gut wie hinter uns liegt, wollen wir heute noch einmal die Chance nutzen und euch mehr über eine unserer beliebtesten Blumen erzählen.
Herkunft und Verbreitung
Gladiolen, mit botanischem Namen Gladiolus, gehören genau wie unsere Iris zur Gattung der Schwertliliengewächse. Die über 200 verschiedenen Wildarten der Gladiole sind von Südeuropa bis nach Vorderasien und Afrika, dabei vor allem Süd- und Westafrika, zu finden. Von dort stammen auch die Vorfahren der uns heute bekannten Gladiolen.
In Deutschland gibt es nur eine einzige heimische Wildart. Diese kommt im südlichen Teil unseres Landes an wenigen Naturstandorten auf wechselfeuchten Moorwiesen mit humusreichem, kalkhaltigem Boden vor. Sie trägt den Namen Sumpf-Siegwurz (Gladiolus palustris) und steht aufgrund ihres so seltenen Vorkommens unter strengem Schutz.
Arten
Insgesamt sind mehr als 250 Arten der Gladiole bekannt, die ca. von Mitte Juni bis Oktober blühen. Diese Arten lassen sich in zwei Gruppen einteilen: großblumige und kleinblumige Gladiolen. Dabei ist der Name Programm.
Die großblumigen Gladiolen erreichen mindestens eine Höhe von 100cm und haben große Blüten. Kleinblumige Gladiolen hingegen werden nur knapp 50 bis 70cm hoch und haben kleinere Blüten. Sie sind den Wildarten deutlich ähnlicher. Von den großblumigen Gladiolen gibt es deutlich mehr Arten. Bei den Gladiolen, die ihr auf unseren Feldern findet, handelt es sich um großblumige Gladiolen, da sich diese besser als Schnittblumen eignen.
Die Züchtung der Gladiolen begann im 19. Jahrhundert. 1837 wurde die erste großblumige Gladiole (Gladiolus x gandavensis) von H. Bedinghaus, Gärtner des Herzogs von Aremberg in Enghien in der Nähe von Gent, aus einer Kreuzung zwischen Gladiolus cardinalis und Gladiolus psittacinus gezüchtet.
Die ersten kleinblumigen Arten entstanden schon etwas früher. Der englische Züchter James Colville kreuzte 1823 Gladiolus cardinalis, Gladiolus tristis und Gladiolus x colvillei, um eine Art zu erschaffen, die auf europäischem Boden gedeihen konnte.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Züchtungen und Kreuzungen der Gladiolen von Züchtern aus England, Frankreich, den Niederlanden, Deutschland und Amerika so weit fortgeschritten, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 10.000 Kultursorten auf dem Markt gab. Heute sind von diesen jedoch nur noch die bereits genannten ca. 250 Arten übrig geblieben.
Aussehen und Blüte
Die Blätter aller Gladiolenarten sind grün, über zwei Zentimeter breit und haben eine schwertartige Form. Ihre 10 bis 28 Blüten sind unregelmäßig an beiden Seiten einer Ähre, also einem Blütenstand aus einer Hauptachse (Blütenspindel) mit daran sitzenden Blüten, angeordnet. Jede einzelne Blüte besteht dabei aus fünf oder sechs Blütenblättern. Durch diesen besonderen Aufbau und die vielen Blüten ist bereits eine einzelne Gladiole sehr eindrucksvoll.
Betrachtet man die Farben der Gladiolenblüten entdeckt man ein vielfältiges Farbspektrum. Neben weiß und grün, gibt es gelbe, orange und rote Blüten. Doch auch Rosé-, Fuchsia- und Violetttöne sind vertreten, ebenso wie die Farben Rauchgrau und Braun, die man bei Blumen eher weniger vermutet.
Bedeutung und Symbolik
Wusstet ihr, dass die Gladiole für das Vermissen steht und deshalb symbolisch in Grabschmuck verwendet werden kann? Sie ist gleichzeitig aber auch ein Symbol der Liebe, allen voran der Liebe auf den ersten Blick. Dabei geht es jedoch nicht darum, tief romantische Gefühle durch die Gladiole auszudrücken, sondern eher Bewunderung oder auch Verehrung.
Doch die Bedeutung der Gladiole ist noch viel weitreichender. Neben Schönheit steht sie für Stärke, Stolz, Sieg und Mut. Diese Symbolik stammt von den alten Römern.
Das lateinische Wort „gladius“, welches der Gladiole ihren Namen gegeben hat, heißt Schwert. Im alten Rom gehörten Gladiatorenkämpfe zum Alltag. Die Niederlage bedeutete den Tod, aus dem Sieg hingegen folgte Ansehen für die Tapferkeit und Stärke der Gladiatoren. Zum Geschenk wurden Gladiatoren von den Zuschauenden mit Gladiolenblüten überhäuft. Einigen Quellen zufolge trugen die Gladiatoren außerdem Gladiolenkronen während des Kampfes, um den Schutz der Götter zu erhalten und den eigenen Mut zu fördern.
Zudem liebten die Römer die Gladiole als Symbol bei Festen und Ritualen und dekorierten mit ihr ihre Häuser und Gärten. Dies lässt sich aus Darstellungen der Blume in römischen Skulpturen und Mosaiken folgern.
Aber nicht nur die Römer hatten eine besondere Bindung zur Gladiole. Auch die Alemannen schätzten sie. Der Knolle der Gladiole, der sogenannte Siegwurz, wurden magische Kräfte zugesprochen, weshalb sie von Soldaten als Talisman, den sie um den Hals trugen, verwendet wurde. Die Gladiolenknolle sollte sie unverwundbar und sogar unbesiegbar machen. Doch warum glaubten die Alemannen dies? Die Knolle der Gladiole ist von einer feinen faserigen Hülle umgeben, der eine Ähnlichkeit zu einer Kampfausrüstung zugeschrieben werden kann.
In Südafrika, dem Land mit dem höchsten Vorkommen von Gladiolen als Wildarten, steht sie bei traditionellen Festen als Symbol für Glück und Wohlstand. Doch auch in Japan oder China wird die Gladiole zu Feierlichkeiten verwendet.
Gladiolen als Heil- und Nahrugsmittel
Zu guter Letzt wollen wir noch auf die Nutzung der Gladiole als Heil- und Nahrungsmittel eingehen. In der Vergangenheit wurden die Knollen vor allem in Afrika verwendet, um Bauchkrämpfe zu lindern oder auf Wunden aufgetragen zu werden. Dafür wurden getrocknete Knollen gemahlen und mit Ziegenmilch vermischt. Diese Mischung wurde je nach Beschwerden dann getrunken oder eben auf die Haut aufgebracht. Röstet man Gladiolenknollen haben diese einen kastanienähnlichen Geschmack.
Schnitt und Pflege
Auf unseren Feldern könnt ihr Gladiolen pflücken, sobald ihr die Blühfarbe der Blume an ihren unteren Knospen erkennt. Aber auch bereits blühende Gladiolen halten sich noch lange bei euch zuhause in der Vase. Die Blütenstiele könnt ihr gerne ganz unten abschneiden.
Während ihrer Saison wachsen Gladiolen auf unseren Feldern in Kirchhellen (Alleestraße & Alter Postweg), Gladbeck, Recklinghausen (beide Standorte), Hünxe, Gahlen, Dinslaken und Raesfeld.
Quellen
BALDUR-Garten: Gladiolen richtig pflanzen, überwintern und schneiden. https://www.baldur-garten.de/onion/content/pflege-tipps/blumenzwiebeln/gladiolen, abgefragt am 09.09.2024.
Baumschule Horstmann: Gladiolen. https://www.baumschule-horstmann.de/gattung/gladiolen, abgefragt am 09.09.2024.
Be.Green: Die Gladiole: eine festliche Blume mit einer faszinierenden römischen Geschichte. https://be.green/de/blog/die-gladiole-eine-festliche-blume-mit-einer-faszinierenden-romischen-geschichte, abgefragt am 09.09.2024.
Bode, Hannah: Gladiolen pflanzen, pflegen und schneiden. https://www.selbst.de/gladiolen-pflanzen-pflegen-und-schneiden-78685.html, abgefragt am 09.09.2024.
Hanninger, Ulrike/Siemens, Folkert: Gladiolen. https://www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/gladiolen-schwertblumen, abgefragt am 09.09.2024.
Heckmann, Pia: Gladiolen: Diese Bedeutung steckt hinter der Blume. https://praxistipps.focus.de/gladiolen-diese-bedeutung-steckt-hinter-der-blume_130574, abgefragt am 09.09.2024.
Plantura: Gladiolen: Hilfreiche Tipps zum Einpflanzen, Schneiden & Pflegen.
https://www.plantura.garden/blumen-stauden/gladiolen/gladiolen-pflanzenportrait, abgefragt am 09.09.2024.
The Bulb Farmers: Alles über Gladiolen. https://thebulbfarmers.com/de/fachwissen/gladioli/alles-ueber-gladiolen/, abgefragt am 09.09.2024.
Toll-was-Blumen-machen.de: Die Kraft der Gladiole. https://www.tollwasblumenmachen.de/die-kraft-der-gladiole, abgefragt am 09.09.2024.

