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Die Tradition des Blumenschmucks und Blumenschenkens

Laura Fockenberg • Apr. 19, 2024

Warum macht ihr Ausflüge zu unseren Feldern und pflückt dort Blumen? Die meisten von euch würden wahrscheinlich antworten, dass ihr mit ihnen euer Zuhause dekoriert oder sie an liebe Menschen verschenkt.

Doch woher kommt der Brauch Blumen zu verschenken und wer waren die ersten Menschen, die ihre Häuser mit Blumen geschmückt haben? Diesen Fragen wollen wir in diesem Blog-Beitrag auf den Grund gehen.

Die Tradition des Blumenschmucks

Die Geschichte des Blumenschmucks geht mehr als 7000 Jahre zurück. Bereits die ersten Hochkulturen nutzten Blumen und Pflanzen als Formen von Dekoration. Im alten Ägypten fanden sich beispielsweise Blumengestecke in Grabkammern.


In der Antike weihten die Griechen ihren Göttinnen und Göttern unterschiedliche Blumen. Zu religiösen Zeremonien wurden die Tempel und Räumlichkeiten mit den entsprechenden Blumen dekoriert, um die Gottheiten zu ehren.


Doch auch zu anderen feierlichen Anlässen schmückte man die Örtlichkeiten aufwendig. Dabei wurde vor allem auf Grünpflanzen, Weintrauben, Ranken und Palmzweige zurückgegriffen.


Im Römischen Reich waren Blumen vor allem in Tempeln und öffentlichen Gebäuden sowie bei Festlichkeiten vorzufinden. Die luxuriösen Blumendekorationen der Römer wurden durch den Blumenhandel und das Dekorationswesen ermöglicht, welches mit der heutigen Floristik verglichen werden kann.


In der Antike nutzte man Blumenkränze außerdem, um herausragende Leistungen bei Wettkämpfen zu ehren.


Das Arrangieren von Blumen findet sich in vielen verschiedenen Kulturen wieder. Die japanische Blumenkunst des Ikebana (wörtlich „lebende Blumen“) lässt sich bis in das 15. Jahrhundert zurückverfolgen und ist aus den Blumenopfern in buddhistischen Tempeln entstanden. Zunächst war diese Kunst der Oberschicht (dem Kaiserhaus, den Priestern, den Samurai) vorbehalten. Später war es auch dem Bürgertum möglich, sie auszuüben. Fun Fact: Ikebana war in seinen Anfängen eine reine Männerdomäne. Erst 1888 entstand eine Lehre für Mädchen in Schulen.

In der Gegenwart lassen sich tausende Ikebana-Schulen unterscheiden, die durch diverse Stilrichtungen gekennzeichnet sind.


In Europa wurde die Tradition des Blumenschmucks erst im 16. Jahrhundert wieder aufgegriffen. Zu diesem Zeitpunkt waren es jedoch lediglich Adlige, die sich den Luxus leisten konnten, exotische Blumen in ihren Räumlichkeiten zu dekorieren. Selbst im Winter wollte man nicht auf Blumendekorationen verzichten, weshalb Herrschaftshäuser Orangerien auf ihrem Grund und Boden anlegten.


Doch auch ausladende Gärten waren mit Blumen gefüllt. Sie wurden bei schönem Wetter als Örtlichkeiten für Feste und Spiele verwendet.


Schnittblumen wurden in Zusammenstellungen aus wenigen Blüten in hohen Vasen aus zartem Glas oder Keramik dekoriert. Diese Gefäße standen auf Tischen in Wohnräumen oder zierten Flächen neben Bildern oder Büsten.


Der Barock und das Rokoko brachten große Veränderungen in der Blumenkultur mit sich. Die prachtvollen Blumengärten wichen Gärten, die mit Buchsbäumen und farbigem Kies oder Porzellanblüten gefüllt waren.


Bei festlichen Anlässen, wie zum Beispiel Empfängen oder Banketten, spielte elegante Blumendekoration jedoch eine zentrale Rolle. Um das Erstellen von Blumengestecken zu vereinfachen, wurden in dieser Zeit neue Hilfsmittel entwickelt. Auch Obstschalen wurden als Tischdekoration mit Blüten verschönert und Girlanden aus Früchten und Pflanzen galten als beliebte Zierde.


Florale Abbildungen fanden außerdem in Form von Stuckapplikationen und Malereien auf Porzellan und in Stillleben Einzug in die Wohnhäuser.


Mit dem 17. Jahrhundert fanden Blumen dann ihren Weg zurück in die Gärten, nachdem die Niederländer die Einfuhr von Zwiebel- und Knollengewächsen vorantrieben.

 

Erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und dem Aufstieg des Blumenhandels im 19. Jahrhundert war es auch dem durchschnittlichen Bürger möglich, Blumen eine größere Bedeutung als Dekoration beizumessen. Durch die steigende Nachfrage entwickelte sich in dieser Zeit auch das Handwerk der Blumenbinderei.


Gegen Ende des Jahrhunderts wurden Blumen schließlich nicht mehr nur als Schmuck für Räume, sondern auch für den Menschen verwendet. Egal ob im Haar, an Hüten, an der Hüfte oder an Schleppen – Blumen erschufen sich ihren Platz in der Mode.


Jede Epoche der Vergangenheit war mit ihrem eigenen individuellen Stil der Blumendekoration verbunden. Nachfolgend findet ihr einige Beispiele:


Der Empire-Stil (ca. 1804 – 1830er/40er) liebte weiße Porzellanvasen mit Schnittblumen und Topfpflanzen in Tontöpfen.

In der Biedermeierzeit (ca. 1815 – 1848) wurden Blumen eher kurz geschnitten und dicht und mit bunten Bändern gebunden.

Der Jugendstil (ca. 1890 – 1910) sah zwei gegensätzliche Bewegungen in der Blumenkunst: zum einen sollte die Natur einer Blume im Arrangement ihre Wirkung entfalten können, zum anderen sah die Formbinderei vor, Blumen mit Draht als Teil in einem Ganzen zu integrieren.


Die Tradition des Blumenschenkens

Parallel zur Geschichte der Blumendekoration entwickelte sich die Geschichte des Blumengeschenks. Menschen verschenken Blumen seit Jahrtausenden. Dabei wurden dem Blumengeschenk immer wieder neue Bedeutungen zugeordnet.


Im alten Ägypten zeigte man Wertschätzung und Zuneigung durch das Verschenken von Blumen.

 

Die alten Römer hingegen verschenkten Blumen, wie z.B. Rosen, Lilien und Veilchen, zu festlichen Anlässen. Später wurden Blumen außerdem als romantische Geste verschenkt.


Das Verschenken von Blumen als Zeichen der Liebe und Zuneigung war auch im Mittelalter eine zentrale Tradition. Männer nutzten dafür vor allem Rosen, die Blumen der Liebe, sowie Nelken, Veilchen und Lilien. Blumen sprachen auch damals schon ihre eigene, ganz spezielle Sprache. Egal ob aus Freundschaft, Respekt oder Dankbarkeit, zu Hochzeiten, Geburtstagen oder Jubiläen – Blumen, als gebundener Strauß oder einzelne Blüten, waren stets das passende Geschenk.


In der an das Mittelalter anschließenden Renaissance wurde die Tradition des Blumenverschenkens weitergeführt. Die Auswahl der jeweiligen Blume war dabei abhängig von der Beziehung zum Beschenkten und dem jeweiligen Anlass. Die Präsentation des Geschenks war dabei genauso zentral wie die Bedeutung der jeweiligen Blume. Die stilvoll arrangierten Sträuße wurden mit Bändern verziert oder in prunkvollen Vasen präsentiert.


Im Barock wurden diese Traditionen fortgeführt. Vor allem in der höfischen Gesellschaft wurden Blumen als Zeichen der Höflichkeit und des Respekts übergeben. Doch auch niedrigere Gesellschaftsschichten eigneten sich diesen Brauch an, um ihrem eigenen Leben mehr Eleganz zu verleihen.


Das 20. Jahrhundert sah eine Popularisierung des Blumenschenkens. Das Handwerk der Floristik verbreitete sich und das Verschenken von Blumen wurde in allen Gesellschaftsschichten zum Alltag.

Quellen

Blumen online: Blumengeschenke im Volksbrauch. https://www.blumen-online-ratgeber.de/brauchtum_

blumengeschenk.htm, abgefragt am 17.04.2024.

Fischer, Reinhard: Geschichtliches über Tischkultur und Tischschmuck. http://www.florist-theorie.de/

geschichtliches.html, abgefragt am 17.04.2024.

Rappold, Claudia: Die Vielfalt der Blumensträuße - Geschichte, geeignete Schnittblumen und Tipps zur Pflege. https://www.paradisi.de/garten/blumenstraeusse/, abgefragt am 17.04.2024.

Worldday.de: Die Geschichte des Blumenschenkens: Von der Antike bis heute. https://worldday.de/die-geschichte-des-blumenschenkens-von-der-antike-bis-heute/, abgefragt am 17.04.2024.

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